Infobrief September 2014

Hier blühen: Kanadische Goldrute (abgehende Blüte), Indisches Springkraut, Hartriegel (2. Blüte!), Senf-Zwischenfrucht.

Wetteraussichten: Weiterhin wechselhaft mit Niederschlägen, kühler Wind aus Nordost.

Bienenpflege

Hier kann nur wiederholt werden, was im Infobrief August steht. Wie man hört, soll es Imker geben, die noch kein Gramm eingefüttert haben. Was sie gegen die Varroamilbe unternommen haben, lässt sich leicht erahnen. Jetzt ist wirklich keine Zeit mehr zu verlieren! Wahrscheinlich hoffen da einige auf die Springkrauttracht wie in den Vorjahren. Das kann aber gewaltig schief gehen, da das Springkraut in den Trockenphasen dieses Jahres (die gab‘s tatsächlich!) an Grenzstandorten dezimiert wurde und bei dem angekündigten Kaltwetter nicht allzu üppig honigen wird. Auf diese Weise spekulativ Futter sparen zu wollen, ist unverantwortlich!

Varroabekämpfung

Die Augustwitterung ist so schlecht wie nur selten in den Vorjahren. Oft erreichen die Tageswerte kaum 20°C und die Nächte kühlen so stark ab (<10°C), dass sich unter der Folie zwischen Deckel und Bienensitz Kondenswasser bildet. Ein wichtiges Indiz für ungünstige Behandlungsbedingungen. Aus diesem Grund sind die Abdeckfolien während der Behandlung unbedingt aus dem Stock zu entfernen. Sie verwandeln das Leermagazin in eine Tropfsteinhöhle und verwässern die Ameisensäure im Docht.
Bei der weiteren Vorgehensweise sind zwei Völkergruppen zu unterscheiden:

1. BishernochnichtbehandelteVölker
2. Bereitsein-odermehrmalsbehandelteVölker

Gruppe 1: So schnell wie möglich Behandlung einleiten. Wo obige Temperaturwerte nicht erreicht werden, kann eine Behandlung mit Ameisensäure 60% ad us.vet. per Schwammtuch für kurzfristigen Milbenabfall sorgen. Dazu gibt man 2 ml Ameisensäure je Wabe (Einetager z.B. 18-20 ml, Zweietager 36-40 ml) auf ein handelsübliches Küchenschwammtuch und legt es oben auf die Waben. Die Behandlung muss mittels Bodenschieber kontrolliert und alle 5 Tage wiederholt werden, bis der Milbenabfall auf nahezu null zurück geht. Das ist einer der Gründe, weshalb die Applizierung der Ameisensäure mit Langzeitverdunstern bevorzugt empfohlen wird. Aber auch wegen der kontinuierliche Verdunstung, der Kontrolle der Verdunstungsmenge, des geringeren Aufwands wegen. Ein weiterer Grund ist die bessere Bienenverträglichkeit der Langzeitverdunster bei Temperaturen von deutlich über 20°C, mehr noch bei über 25°C. Man kann übrigens die Verdunstungsleistung des Liebigdispensers mit Ameisensäure 60% ad us.vet. bei <20°C erhöhen, wenn man 2 Verdunster gleichzeitig einsetzt. Dazu sollte aber die Dochtgröße angepasst werden. Versuche mit Dochten, denen man je 2 Perforationsstreifen abgerissen hat (ergibt das 1,5-fache der normalen Dochtfläche) und der Verteilung der normalen Füllmenge auf beide Flaschen (also 100 ml je Flasche für Zweietager) haben bei kühlen Temperaturen einen deutlich besseren Milbenabfall ergeben als mit einzelnen Dispensern. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine Langzeitverdunstung auch bei kühler Witterung. Sie kann und muss aber sicher noch optimiert werden. Der Nassenheider Verdunster besitzt eine größere Verdunstungsfläche, die sich je nach Temperatur weitgehend automatisch einstellt.

Gruppe 2: Bei diesen Völkern sollte das schlechte Wetter zur Gemülldignose mit einer geölten Bodeneinlage genutzt werden. Fallen nach dreitägiger Einlagezeit weniger als 5 Milben täglich, kann man mit der Behandlung noch etwas zuwarten, bis wir eine günstige Wetterlage bekommen. Liegt der Wert darüber, ist wie mit Gruppe 1 zu verfahren. Ist der natürliche Milbenabfall auf weniger als 1 Milbe täglich abgesunken, kann zunächst auf eine weitere Behandlung verzichtet werden. In Regionen mit hoher Bienendichte sollte die Gemülldiagnose Anfang Oktober noch einmal wiederholt werden, um ggf. Milben aus Reinvasion zu erkennen und dann zu bekämpfen. Dabei sollte es sich aber nur noch um Einzelvölker handeln, die dann aber immerhin noch gerettet werden könnten.

Erste Erfahrungen mit MAQS!

Die von vielen Imkern erwarteten MAQS sind nun ausgeliefert und vielfach in den Völkern. Erste Nachrichten von Imkern geben wenig Anlass zu Euphorie. Erfahrungsberichte von Anwendern sind für die weitere Beratung sehr wichtig. Die Fachberatung ist deshalb an solchen sehr interessiert. Außerdem verweise ich auf den Beitrag von Dr. Ritter in der September-ADIZ.

Kirschessigfliege

Ein relativ neuer Schädling macht Obst- und Weinbauern zu schaffen: die Kirschessigfliege. Die Weinernte, besonders die dunklen Trauben, ist betroffen. Ohne Bekämpfung droht Totalausfall. Nähere Informationen finden Sie auf den Netzseiten des Landesverbandes Badischer Imker: www.badische-imker.de
Bis jetzt sind schon Hunderte Hektare gespritzt worden und es liegen nur einzelne Meldungen von Verdacht auf Bienenschäden vor. Unter den bisherigen Witterungsbedingungen, bei denen die Aktivitäten der Bienen sicher etwas eingeschränkt waren und bei korrekter Anwendung des Mittels, scheint keine Gefahr für die Bienen zu bestehen. Dennoch sollte man die nächsten Wochen die Bienen weiter gut beobachten, denn die Spritzmaßnahmen gehen weiter bis zum letzten Lesetermin abzüglich der vorgeschriebenen Wartezeit (Z.Zt. 14 Tage). Vor den Fluglöchern sollte man Tücher oder Platten auslegen, um den täglichen Totenfall besser beobachten zu können. Im Moment ist zu berücksichtigen, dass die Völker relativ viele Altbienen (dunkel, oft haarlos mit zerschlissenen Flügeln) verlieren und auch die Ameisensäurebehandlungen nicht immer ohne gewisse Bienenverluste abgehen (überwiegend Jungbienen und Brut). Darüber hinaus sollte erhöhter Totenfall, der auf Auswirkungen von Spritzmittel hindeutet, dem Bienensachverständigen und an das zuständige Landwirtschaftsamt gemeldet werden, damit eine Probennahme veranlasst wird und der Schaden offiziell bekannt und untersucht wird (Adressen nachstehend). Noch ein Hinweis: Nicht jede Biene mit ausgestrecktem Rüssel ist an Gifteinwirkung verendet. Wer zu den Winzern engen Kontakt hält, erfährt auch zeitnah den aktuellen Stand.

Über Internetseite: www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/pb/,Lde/672926 das zuständige Landwirtschaftsamt wählen. Unter „Wir über uns“ Telefonverzeichnis aufrufen und Ansprechpartner heraussuchen (Weinbau- oder Pflanzenschutzberater, oder Sachgebietsleiter Landwirtschaftliche Produktion).

Wer seine Bienen noch nicht im Rebland stehen hat, aber noch eine Wanderung dorthin plant (Überwinterungsplatz), sollte dies besser erst nach der Weinlese tun. Wem das Risiko Bienen zu verlieren zu hoch ist, sollte sie vorübergehend abwandern.

Bienenweide in der Stadt

Stadtimkerei und Bienenweide in Städten und Gemeinden ist immer wieder ein interessantes Thema. Dass sich da etwas revolutionäres tut zeigt ein SWR-Beitrag der letzten Zeit. Wenn es sich so weiter entwickelt, werden die Rasenflächen im öffentlichen Grün weiter zurück gehen. Mössingen war nur der Anfang und ist eigentlich schon „gestern“. Jeder sollte vor Ort bei seiner Gemeinde Einfluss nehmen, dass Bienen und Wildinsekten etwas davon haben.
http://swrmediathek.de/player.htm?show=755b6f20-2af8-11e4-80ff-0026b975f2e6

Umfrage

Das Bieneninstitut Mayen startet wieder eine Online-Umfrage zum Bienenjahr. Bitte investieren Sie ein paar Minuten zur Beantwortung der Fragen. Die Resultate werden immer in der Imkerzeitung veröffentlicht, so dass auch jeder etwas davon hat. Hier geht’s zur Umfrage:
http://www.onlineumfragen.com/login.cfm?umfrage=53528

Mit freundlichen Grüßen

Armin Spürgin Fachberater für Imkerei

Regierungspräsidium Freiburg
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